Alles eine Sache der Gewohnheit....

bernie

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11 November 2003
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776
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männlich
Häufig und gerne trage ich Longshirts kombiniert mit Leggings, auch gerne in der Öffentlichkeit.
Ich bin letztens dann mit einem Pärchen ins Gespräch gekommen, und da ist mir aufgefallen, dass sein Blick immer wieder nach unten ging, und er meine Leggings gemustert hat. Ihr ist das scheinbar gar nicht aufgefallen, jedenfalls blickte Sie mir nur ins Gesicht.
Als ich das dann später meiner Frau erzählte, von diesen Blicken immer wieder auf meine Beine, meinte sie nur, dass sie das gar nicht verstehen würde, da sie an meinem Outfit nichts ungewöhnlich finde. Für sie sehe ich völlig "normal" aus.
Vieles ist eben nur eine Sache der Gewöhnung und Gewohnheit.
Wie seht ihr das?
 
Tolleranzgrenzen gibt es ja unterschiedlich viele und auch draußen gehen die Leute unterschiedlich vor.Die einen gehen halt so dranhin nur ihr Ziel im Kopf, andere wie ich, beobachten alles mögliche, auch eben Leute, schöne Häuser und rassige Autos.So wird dem einen dein Outfit auffallen anderen ist es schnurz und bestimmt gibts auch welche die sich drüber ereifern.Das tangiert mich persönlich peripher...
 
Man kann sich auch alles schönreden oder nach seinen Vorstellungen zurechtbiegen. Die hier geschilderte Ausgangslage ist zu dünn beschrieben, damit jeder Deiner Interpretation folgen kann. Sie bietet zuviel Freiraum für Interpretationen.
Zum Beispiel kann man es wegen des fehlenden Situationshintergrunds es auch anders sehen

Weitere mögliche Erklärungen für ihr Verhalten:
  • Das wird wohl wieder so ein Paradiesvogel (Ein harmloser Begriff auf der nach offenen oben Skala), auch solche muss es geben.
  • Ich schau besser nicht hin, sonst will er vielleicht eine Bestätigung von mir, wie toll er angeblich aussieht.
  • Ich schau besser nicht auf sein Outfit, wenn der nun so aus irgendeiner Anstalt entlaufen ist, dann mache ich mich mitschuldig, wenn ich nichts unternehme.
  • Nicht hinsehen, sonst will mein Mann, dass ich auch so rumlaufe.
  • Nicht hinsehen, sonst meint mein Mann ich möchte dass er auch so rumlaufen soll.
  • Ich kann nicht hinsehen, sonst platze ich vor Lachen, man will ja nicht so unhöflich sein.
 
 
Weitere mögliche Erklärungen für sein Verhalten:
  • Gut, dass ich nicht so Beine habe, die würde ich auch so nicht präsentieren.
  • Wenn sie nun möchte, dass ich auch so rumlaufe, um Himmels willen.
  • Sooft ich hinschaue, es wird nicht schöner.
  • Nicht ins Gesicht schauen, sonst meint er ich fände das Outfit völlig normal.
  • Wenn ich den ansehe, meint der vielleicht noch er könne uns unendlich volltexten. Dabei will ich nur weg von hier.
  • Wenn ich dem ins Gesicht sehe, dann platze ich vor Lachen - Ich schau mal lieber nach unten, dann sieht er mein Grinsen nicht.

Wie gesagt es handelt sich um reine Spekulationen meinerseits, aber keiner kann garantieren was wirklich in dem Kopf der Leute vorging. Aber mal eine andere Frage: Wen hast Du wie bei dem Gespräch angeschaut? Was trug er, was trug sie?


. Für sie sehe ich völlig "normal" aus.
Vieles ist eben nur eine Sache der Gewöhnung und Gewohnheit.
Wäre ja auch noch schöner, wenn sie es nicht so sehen würde: Entweder müsstest Du Deinen Kleidungsstil ändern oder sie wäre die längste Zeit Deine Frau gewesen. Oder sie musste sich, warum auch immer, daran gewöhnen.
 
Eine weitere Möglichkeit für sein Verhalten wäre:
Sieht echt toll aus, und würde ich mich auch sehr gerne trauen...

Und eine weitere Möglichkeit für ihr Verhalten wäre:
Mensch hat der Typ schöne Augen.
 
Interessantes Thema, bernie! Über das, was die beiden Personen, die Dich in Leggings gesehen haben, gedacht haben, lässt sich am Ende wohl nur spekulieren, es sei denn, man fragte sie danach. Aber das wäre wohl etwas zuviel des Guten bzw. aufdringlich.
Zum eigentlichen Thema: Sehgewohnheiten spielen sicher eine große Rolle, und wenn alle Strumpfhosen oder Leggings tragenden Männer dies ganz ungezwungen in der Öffentlichkeit täten, würde sich sicher eine ganze Menge an den Sehgewohnheiten und der Reaktion auf Strumpfhosen tragende Männer ändern. Doch leider(?) tun dies längst nicht alle. Auch ich bin da zurückhaltend, denn es gilt das, was ich anderer Stelle schon geschrieben habe:

Warum trauen wir uns das, was wir gern mal tun würden, eigentlich nicht zu tun?

Das hat nach meinem Dafürhalten viel mit Ängsten zu tun, die in uns angelegt sind, seien sie angeborener oder gesellschaftlicher Natur. Angst ist etwas ganz normales und schützt uns auch. Ängste sind in erster Linie Verlustängste. Wovor haben wir also Angst?

Angst, gegen gesellschaftliche Normen zu verstoßen und ausgegrenzt zu werden (jeder braucht sein soziales Umfeld)
Angst davor, sich der Lächerlichkeit preiszugeben und angegafft zu werden
Evtl. Angst, sich öffentlich bloßzustellen und seine sexuellen Vorlieben nach außen zu tragen

Neben diesen ganz allgemeinen Ängsten konkret:
Angst vor dem sozialen Abstieg/dem Verlust der sozialen Stellung
Angst vor dem Verlust der Partnerin/des Partners, die ihrerseits ihre Ängste vor dem Verlust des sozialen Ansehens haben
Angst um Wohl und Ansehen der Kinder, die vielleicht gehänselt werden und unter dem ungewöhnlichen öffentlichen Auftreten des Vaters zu leiden haben

Wie gesagt, solche Ängste sind nur allzu menschlich, sie bieten auch Schutz, für sich selbst und seine Familie.

So wird sich so schnell nichts ändern, wenn wir es selbst nicht schaffen, unsere Ängste zu überwinden. Zumindest im Kleinen versuche ich aber mein Bestes, indem ich selbstverständlich ohne Tarnsocken oder im Sommer auch mit hautfarbenen Strumpfhosen zur Shorts rausgehe. Wer es zufällig sieht, sieht es eben.

Für mich hat Dein Thema auch viel mit der Frage "Toleranz, Akzeptanz- was will ich und was ist möglich?" zu tun. Ich denke, es ist viel mehr möglich als man sich vorstellt, siehe zum Beispiel den Umgang mit Homosexuellen, Transsexuellen und sogar Transvestiten. Seitdem sie verstärkt in der Öffentlichkeit sichtbar werden, sich selbstbewusst zeigen, ist das Tuscheln, Umdrehen, mit dem Finger auf sie Zeigen sehr viel seltener geworden, bei Homosexuellen nach meinem Dafürhalten sogar verschwunden.
Also, eindeutig ja! Gewohnheiten kann man ändern.
 
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Vor 500 Jahren schon provozierte Albrecht Dürer mit seinen Outfits und setzte sich über gesellschaftliche Normen hinweg ("Der Pfeifer und der Trommler", ca. 1503-1505, Wallraf-Richartz-Museum Köln). Als angesehener Künstler hatte er wohl keine Angst vor Bloßstellung und Lächerlichkeit, sondern verstand sich als Avantgarde. Ich weiß jetzt nicht, ob er als Transvestit bezeichnet wurde. Aus heutiger Sicht ganz bestimmt: Ein "langhaariger Bombenleger" in Strumpfhosen.

Neulich unterhielt ich mich mit Sozialwissenschaftler*innen, die mir bestätigten, dass es Studien gibt, nach denen die Menschen heute wieder androgyner werden und es immer mehr auch junge Menschen gibt, die offensiver mit ihren Neigungen und Hinwendungen zum anderen Geschlecht umgehen als noch unsereins in den 70er/80ern.
Die Schmähungen werden weniger, also traut mensch sich mehr, so zu sein, wie er sich fühlt.
In den 20ern gabs auch so eine Bewegung, bis die Nazi-Keule kam.
Hoffentlich wird der allgemein sich verbreitende Patriotismus und nationale Bekenntniswahn nicht zur bösen Falle für die Andersartigen. Der Himmel bewahre uns davor.
 
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Vor 500 Jahren schon provozierte Albrecht Dürer mit seinen Outfits und setzte sich über gesellschaftliche Normen hinweg ("Der Pfeifer und der Trommler", ca. 1503-1505, Wallraf-Richartz-Museum Köln). Als angesehener Künstler hatte er wohl keine Angst vor Bloßstellung und Lächerlichkeit, sondern verstand sich als Avantgarde. Ich weiß jetzt nicht, ob er als Transvestit bezeichnet wurde. Aus heutiger Sicht ganz bestimmt: Ein "langhaariger Bombenleger" in Strumpfhosen.

Setzte sich Dürer wirklich über Konventionen hinweg? Oder war das einfach die Kleidung, die Männer damals trugen?
Trotzdem ein passendes Bild und ein interessanter Gedanke im Zusammenhang mit dem Thema dieses Threads. Es zeigt, dass alles eine Sache der Konventionen und der Gewohnheit ist.

Neulich unterhielt ich mich mit Sozialwissenschaftler*innen, die mir bestätigten, dass es Studien gibt, nach denen die Menschen heute wieder androgyner werden und es immer mehr auch junge Menschen gibt, die offensiver mit ihren Neigungen und Hinwendungen zum anderen Geschlecht umgehen als noch unsereins in den 70er/80ern.
Die Schmähungen werden weniger, also traut mensch sich mehr, so zu sein, wie er sich fühlt.
In den 20ern gabs auch so eine Bewegung, bis die Nazi-Keule kam.
Hoffentlich wird der allgemein sich verbreitende Patriotismus und nationale Bekenntniswahn nicht zur bösen Falle für die Andersartigen. Der Himmel bewahre uns davor.

Auch das: Sehr spannend! Sehr spannend, was Mode, Konventionen, sich ändernde Zeitläufte und Zeitgeist betrifft.

Für mich hängt das alles auch mit Ästhetik und Harmonie, Toleranz und Akzeptanz zusammen.

Paule
 
Zuletzt bearbeitet:
Setzte sich Dürer wirklich über Konventionen hinweg? Oder war das einfach die Kleidung, die Männer damals trugen?

Als ich vor ca. 2 Jahren dieses Bild im Wallraf-Richartz Museum in Köln sah, stand gerade eine Gruppe davor und die Kunstführerin erklärte, dass strumpfhosenähnliche Beinkleider damals bei Männern durchaus üblich waren (siehe den Pfeifer), aber nicht solch knappe, äußerst eng anliegende und dazu noch fast transparente Strumpfhosen, die an heutige 40den-Feinstrumpfhosen erinnern. Darin war Dürer ein Provokateur, weil er die Mode auf die Spitze trieb.
 
Häufig und gerne trage ich Longshirts kombiniert mit Leggings, auch gerne in der Öffentlichkeit.
Ich bin letztens dann mit einem Pärchen ins Gespräch gekommen, und da ist mir aufgefallen, dass sein Blick immer wieder nach unten ging, und er meine Leggings gemustert hat. Ihr ist das scheinbar gar nicht aufgefallen, jedenfalls blickte Sie mir nur ins Gesicht.
Als ich das dann später meiner Frau erzählte, von diesen Blicken immer wieder auf meine Beine, meinte sie nur, dass sie das gar nicht verstehen würde, da sie an meinem Outfit nichts ungewöhnlich finde. Für sie sehe ich völlig "normal" aus.
Vieles ist eben nur eine Sache der Gewöhnung und Gewohnheit.
Wie seht ihr das?

Klar ist es in der heutigen Zeit etwas komisch, weil in den letzten Jahren als die Strumpfhose / Leggings auf den Markt kam hieß es nur Frau Frau Frau.. Und jetzt ist dieses Bild wenn ein Mann sie trägt völlig zerstört. In dem Sinne "wie kann ein Mann sowas tragen" "da verliert er seine Männlichkeit" und und und ich selber bin nicht der Fan davon aber finde es auch nicht schlimm. Man lebt es halt aus und wenn man sich wohl fühlt ist doch alles ok :)

Ok ich gebs zu bisschen spannen würde ich auch ;)
 
Möchte noch mal die Ausgangsfrage aufgreifen: "Alles eine Sache der Gewohnheit?"

Ich glaube, nicht alles, aber vieles ist eine Sache der (Seh-)Gewohnheit. Dabei darf/sollte man seine Umgebung nicht überfordern. Ein Mann in Heels, Minirock und Netzstrumpfhose wird wahrscheinlich immer schräg angeguckt, ganz einfach, weil das in aller Regel nicht zur männlichen Physiognomie passt.
Aber was spricht dagegen, sich so zu kleiden wie sich Disorder im "Rätselthread" in Münster präsentiert (um nur ein, in meinen Augen passendes Beispiel zu nennen)? Ich persönlich finde das sportlich und durchaus nicht weibisch. Ich finde, dass dazu sogar transparente schwarze Strumpfhosen passten. Klar lässt sich über Geschmack streiten oder auch nicht. Mit dem Alter und Schmerbäuchlein sind die Möglichkeiten nach meinem Empfinden eingeschränkt und die Grenzen da eher überschritten.

Am Ende ist in meinen Augen alles eine Sache des rechten (Augen-)Maßes.

Paule
 
Ägypten?

Ein böser Schelm *oder so ähnlich*

Alles gut,
klang nur so endgültig wahr, da wollte ich mit dem "So sei es!" bestätigen :)

Ich geb ja zu, dass mein Humor mitunter kindlich infatil ist, aber hey: Hier stehe ich, ich kann nicht anders!

Beste Grüße und nichts für ungut (über diese Floskel hab ich schon öfters nachgedacht, was sagt sie eigentlich??)
Adrian
 
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