Quo vadis?

Atalanta

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1 November 2007
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Hallo,

"wohin gehst du?" - eine zugleich einfache und tiefe Frage?

Ich habe nun vier Tage hinter mir, von denen ich schon jetzt sagen kann, dass sie geeignet sein könnten, mein Leben zu verändern. Bin bald ein halbes Jahrhundert halt und merke, daß die Frage meiner Geschlechtsidentität (ist es noch eine Frage?) drängender wird.

Vier Tage zusammen mit einer lieben Freundin (eine "beste" Freundin),eine geborene Frau, bei der ich mich nicht verstecken muß, d.h. als (Teil)frau leben konnte, waren umwerfend: Wir haben uns darüber ausgetauscht, sie hat mir Gedanken mitgegeben, ich habe sie in das Trans-Thema tief Einblick nehmen lassen, habe auf Fragen geantwortet (auch kritische) und Zeit gehabt über mich und mein Verhältnis zur Welt nachzudenken. Darüber hinaus haben wir uns bekocht, be-kaffeet, über Klamotten, Kunst und Kinder getratscht, gelacht und über ernstes gemeinsam gebrütet.

Das schöne für mich: Ich war ich - die ganze Zeit - brauchte mich nicht zu verstecken und die Mannsverkleidung tragen, den Panzer oder Käfig (wie ich ihn fast ständig spüre), sondern wurde als weiblich akzeptiert, sozusagen als männliche beste Freundin. Zwei weibliche Menschen, eine weiblichen, die andere männlichen Geschlechts :)
Meine Kleidung gefiel ihr (ich hatte für jeden Tag eine andere Kombination untersch. Röcke und Tops), und gegenseitig kommentierten wir unsere Outfits (leider bin ich deutlich größer - so konnten wir nicht tauschen).

Jetzt geht's zurück in den minder fraulichen Alltag (seufz), aber ich weiß nun, dass ich über kurz oder lang professionellen Rat suchen werde, um herauszufinden, was genau los ist, d. h. wie ich mit meiner Identität weiterleben kann. Ich habe Ahnungen, und wenn ich mit dem Finger 'Schnipp' machen könnte, wüßte ich genau, was ich schon wäre. Da ich aber auch nicht zaubern kann, habe ich Angst vor den Konsequenzen (nicht was mich körperlich betrifft, sondern meine Relation mit der Umwelt).

Die nächste Zeit werde ich also in mich gehen müssen. Ob es eine Reise wird, wird man sehen.

Zufrieden und sehr nachdenklich zugleich.

LG
Atalanta
 
.....

Die nächste Zeit werde ich also in mich gehen müssen. Ob es eine Reise wird, wird man sehen.

Zufrieden und sehr nachdenklich zugleich.

LG
Atalanta

Ich wünsch dir für deine Innenreise, dass du dafür Freiraum, Ruhe
und eine gute Begleitung von außen,
sei es proffesionell und / oder durch andere Betroffene findest.

pezi - hat seine Identität schon gefunden
 
Ich bin sehr froh darüber, dass es in diesem Forum noch Beiträge wie den obigen von Atalanta und Threads wie diesen gibt. Da geht es nämlich nicht um das Bejubeln des Andersseins, das uns draußen in der Welt selbst bisweilen nicht geheuer vorkommt, sondern es geht um tiefe Selbstreflexion, die alles andere als oberflächlich bleiben darf und kann. Und damit finde ich immer wieder einen kleinen Anker, der mich hier hält und mich denken lässt, dass ich in diesem Forum mit meinen Gedanken doch nicht vollkommen fehl am Platz bin.

Das Tragen von Strumpfhosen (und/oder anderer weiblicher Kleidungsstücke) könnte nämlich bei dem ein oder anderen auch sozusagen ein Symptom sein, hinter dem sich viel mehr verbirgt als eine reine sexuelle Lust oder als praktische Gründe (die ich im übrigen in den meisten Fällen ohnehin für vorgeschoben halte).

Auch die Überlegung, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, wird hoffentlich nicht sofort wieder die "Ich-bin-doch-nicht-verrückt-nur-weil-ich-Strumpfhosen-trage-Fraktion" auf den Plan rufen und zu abwertenden Bemerkungen gegenüber solchen Gedanken und zu Jubeltiraden auf die mutigen Strumpfhosenträger anstacheln, sondern den ein oder anderen dazu veranlassen, selbst einmal über die eigene Situation nachzudenken.

Dir, Atalanta, wünsche ich an dieser Stelle einen wirklich segensreichen und velleicht sogar hilfreichen Gedankenaustausch, sowie die richtige Intuition und die richtigen Überlegungen für eine nachhaltig lebenswerte Entscheidung.
 
Danke, lieber Pezi,

ja, natürlich: neben den professionellen (muß wieder "graben", wie das hier geht, sind mir Erfahrungen anderer immer wertvoll, und gerne hier im Forum (oder auch privat per PN).
Alles was Anregung gibt, ist willkommen, und wird irgendwie einfließen. Muß...

LG
Atalanta
 
Morx,
Danke für Deine Zeilen. Ich könnte jedes einzelne Wort davon unterschreiben.

LG
Atalanta
 
...
Auch die Überlegung, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, wird hoffentlich nicht sofort wieder die "Ich-bin-doch-nicht-verrückt-nur-weil-ich-Strumpfhosen-trage-Fraktion" auf den Plan rufen und zu abwertenden Bemerkungen gegenüber solchen Gedanken und zu Jubeltiraden auf die mutigen Strumpfhosenträger anstacheln, sondern den ein oder anderen dazu veranlassen, selbst einmal über die eigene Situation nachzudenken.

Dir, Atalanta, wünsche ich an dieser Stelle einen wirklich segensreichen und velleicht sogar hilfreichen Gedankenaustausch, sowie die richtige Intuition und die richtigen Überlegungen für eine nachhaltig lebenswerte Entscheidung.

Nochmals Danke, lieber Morx!

Ich sehe (es auch so), daß professionelle Beratung durch Psychologen oder/und Therapeuten, aber auch durch Erfahrungen anderer, sinnvoll ist.
Ich kann natürlich auch an mir nicht sehen, was durch Außenstehende nur zu sehen ist.
Die bei vielen offenbar grassierende Therapie/Therapeuten-Phobie Teile ich nicht - ggf kann man ja auch Therapeuten wechseln, oder eine Therapie abbrechen


Meine Freundin (s.oben) arbeitet in therapienahem Beruf und schon durch ihre kritischen Fragen, ging es ans Eingemachte. Wir beide haben daraus viel gelernt und gezogen, aber für mich war's wie gesagt "umwerfend" :)

LG
Atalanta
(jetzt ab ins Flugzeug)
 
Dir, Atalanta, wünsche ich an dieser Stelle einen wirklich segensreichen und velleicht sogar hilfreichen Gedankenaustausch, sowie die richtige Intuition und die richtigen Überlegungen für eine nachhaltig lebenswerte Entscheidung.

Dem kann ich mich nur anschliessen.

Atalanta, Dein Beitrag hat mich wirklich tief bewegt, ich wünsche Dir, wie auch immer, nur das beste für das jahr 2010.

lg
Satinlook
 
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Das Tragen von Strumpfhosen (und/oder anderer weiblicher Kleidungsstücke) könnte nämlich bei dem ein oder anderen auch sozusagen ein Symptom sein, hinter dem sich viel mehr verbirgt als eine reine sexuelle Lust oder als praktische Gründe (die ich im übrigen in den meisten Fällen ohnehin für vorgeschoben halte).
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Vorsicht hier könnten Missverständnisse entstehen.

Ich gehe davon aus, dass du mit diesen Worten nicht sagen willst, dass alle Strumpfhosenträger (bewusst oder unbewusst) ein Problem mit ihrer Geschlechtsidentität haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Satinlook,

danke für Deine guten Wünsche und Worte.

Dir auch Alles Gute.
Man hört sich

LG
Atalanta
 
Ob es eine Reise wird, wird man sehen.

Eine Reise ist es wohl mit Sicherheit: Eine Reise zu Dir. Egal, wie es am Ziel dann letztendlich aussieht. Und ich denke mal, dass Du diese Reise vor langer Zeit schon begonnen hast und jetzt langsam die richtigen Wege und Straßen findest. Deine Freundin, die meiner Meinung nach mit Gold aufgewogen werden könnte, hat Dir geholfen, diese Wege und Straßen zu erkennen. Gehen mußt Du sie selbst, aber nicht alleine. Und auch das hast Du erkannt und wirst den Wert von Wegbegleitern richtig einschätzen.

Ich sehe (es auch so), daß professionelle Beratung durch Psychologen oder/und Therapeuten, aber auch durch Erfahrungen anderer, sinnvoll ist.
Ich kann natürlich auch an mir nicht sehen, was durch Außenstehende nur zu sehen ist.

Zum einen ist eine Außenbetrachtung natürlich unheimlich wichtig. Zum anderen ist es auch so, dass ein Mensch in Deiner Situation immer das Problem hat, unerfahren darauf reagieren zu müssen, weil er keine Erfahrung haben kann. Ein guter Psychologe, der möglichst auch nicht das erste Mal einen Patienten mit diesem Ansinnen hat, wird in der Lage sein, seine Erfahrungen zu Deinem Nutzen einzusetzen. Und das halte ich für ungemein wichtig, weil Dich verschiedene, immer in solchen Fällen auftretende, Probleme nicht unvorbereitet treffen werden.

Ich gehe davon aus, dass du mit diesen Worten nicht sagen willst, dass alle Strumpfhosenträger (bewusst oder unbewusst) ein ein Problem mit ihrer Geschlechtsidentität haben.

Lies mal, was Morx genau geschrieben hat:

Das Tragen von Strumpfhosen (und/oder anderer weiblicher Kleidungsstücke) könnte nämlich bei dem ein oder anderen auch sozusagen ein Symptom sein, hinter dem sich viel mehr verbirgt als eine reine sexuelle Lust oder als praktische Gründe (die ich im übrigen in den meisten Fällen ohnehin für vorgeschoben halte).

"könnte nämlich bei dem einen oder anderen auch" ist sehr vorsichtig ausgedrückt und unterschreibe ich sofort. Und wenn man aufmerksam im Forum liest, erkennt man sehr rasch, dass das absolut stimmt. Verschiedene diesbezügliche "Outings" bestätigen das ja immer wieder.

Auch die Überlegung, Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, wird hoffentlich nicht sofort wieder die "Ich-bin-doch-nicht-verrückt-nur-weil-ich-Strumpfhosen-trage-Fraktion" auf den Plan rufen

Das hier ist mit dem Tragen von Strumpfhosen absolut nicht vergleichbar. Das sollte auch die von Dir zitierte Fraktion begreifen.

Gut finde ich bei Dir, Atalanta, dass Du die Hilfe anderer und auch professionelle Hilfe schon bei der Entscheidungsfindung in Anspruch nehmen willst. Du weißt ja noch nicht, wo der Weg hingehen wird. Die Reise wird letztlich zu Dir führen, wie ich eingangs schon geschrieben habe. Am Ende welchen Weges Du Dich aber dann finden wirst, wird glaube ich ziemlich spannend werden.

Ich wünsche Dir von Herzen, dass Deine Reise eine nicht zu beschwerliche wird, dass Du die richtigen Gefährten findest und am Ende des Weges mit dem Ich, das Du dort finden wirst, im Einklang zufrieden leben kannst.
 
Ich gehe davon aus, dass du mit diesen Worten nicht sagen willst, dass alle Strumpfhosenträger (bewusst oder unbewusst) ein Problem mit ihrer Geschlechtsidentität haben.

Lieber Buntbär,

leider weiß ich nicht, woher die Leidenschaft für Feinstrumpfhosen kommt, wie sie entsteht und wohin sie uns am Ende führt. Schon deshalb bleibe ich bei so vorsichtigen Formulierung wie "könnte ... bei dem ein oder anderen".

Für mich selbst weiß ich allerdings sehr genau, dass sehr vielfältige Gründe eine Rolle spielen, auch (nicht nur) solche, die mit meiner Identität zu tun haben. Keine nennenswerte Rolle jedoch spielen ästhetische oder gar praktische Erwägungen.

Ich möchte und kann auch mit meinen Beiträgen anderen Menschen die Auseinandersetzung mit sich selbst nicht ersparen, da muss jeder seinen eigenen Weg finden, ich kann bestenfalls aus meinen eigenen Erfahrungen und Erlebnissen ein paar Gedanken beisteuern, aus denen jeder für sich ziehen mag, was er will. Im Ergebnis wird jeder - mehr oder minder ehrlich mit sich selbst - die Dinge klären und seinen persönlichen Weg finden müssen.

Dabei möchte ich nicht verhehlen, dass mir die Art und Weise, wie Atalanta damit umgeht, ausgesprochen gut gefällt, weswegen ich dieses Thema mit großem Interesse weiter verfolgen werde.
 
...
Lies mal, was Morx genau geschrieben hat:
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hab ich. sogar mehrmals. :)

ich bin da nur ähnlich vorsichtig wie morx
schließe nie von dir auf andere - auch wenn es oft viele ähnlichkeiten gibt.

bei mir waren erst Identitätsfragen, dann kamen mit der erotischen Erweckung das Crossdressen, die große Verwirrung und damit ein Identitätsproblem.
Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich das ganze in mein Mannsein und meine eigene männliche Identität integrieren lernte.

@ atalanta und "jüngere" user: Wer ein wenig mehr über meine Reise lesen will:
https://www.strumpfhose.net/xf/posts/107768

Heute hab ich diesbezüglich keine Probleme mehr.
Ein sehr angenehmes Gefühl.
Trage aber immer noch Strumpfhosen. :p
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke, lieber Kuli,
für deine ebenso klugen wie berührenden Worte.

Die Reise war schon lang bis jetzt und sie wird dauern, in jedem Fall. Im Moment glaube ich, kann ich es noch aushalten, dass Dinge in der Schwebe sind oder zu sein scheinen. Aber, ich möchte gerade daher jetzt ernsthaft beginnen, zu ergründen, welche Möglichkeiten ich haben kann, - also, bevor die ständig latente Differenz zw. Außen und Innen so gravierend wird, dass ich mich zu voreiligen und vielleicht unklugen Dingen hinreißen lasse.


und: Ja, diese Freundin ist mit Gold nicht aufzuwiegen. Wir haben gerade noch einmal telefoniert (mein Flug kam 2 Std. verspätet und ich komme gerade zu Hause an) und dieses lange Wochenende ein wenig Revue passieren lassen...
Aber auch hier, Eure positiven Reaktionen bedeuten mir viel!

Gute Nacht!
LG
Atalanta
 
Meinen klugen Vorrednern brauch ich nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich wünsch dir eine gute Reise auf der Suche nach dir selbst. Irgendwann läßt es sich eben nicht mehr aufhalten, dieses Gefühl, dieses spezielle. Ich hab mich auch vor etwa einem Jahr aufgemacht und bin jetzt an einem (vorläufigen?) Endpunkt angekommen.

Zumindest bei mir kann ich sagen, daß die Strumpfhose ganz eindeutig ein Symptom für die Geschlechtsidentitätsstörung war.
 
Hey,

schön dass du so wundervolle Erlebnisse hast. Das freut mich für dich. Es ist schön sich mit einer Bio Frau so gut verstehen zu können.

Jedoch möchte ich gewisse Sachen " entzaubern ", zumindest wie es hier in Upper Austria ist.

Ja, ich hab Freundinnen die mich verstehen, jedoch wird der Haupteil eine Transidente nie als vollwertige Frau sehen. No chance. Das tut weh, klar, aber wenn man sich nicht selbst was antun will, muss man damit eben leben.

Darum sollte man das umso mehr geniessen, mit einer Freundin zu reden die einem so akzeptiert wie man ist. Ja, die gibt es schon.

Mir für mich persönlich ist klar das ich weiblich bin, obwohl ich.....naja...lassen wir das.....
Und langsam wird mir auch klar, dass ich nicht in meiner geliebten Heimat bleiben kann. Nicht umsonst träum ich immer wieder von Skandinavien.

Bloss ein Leben zu führen wo man sein kann wie man ist. Leider für Transidente zeitweise etwas sehr viel schwierig.

Es ist aber nicht nur die Tatsache dass einem Andere onehin wie immer schon sehen, heisst....die anderen kennen mich noch als Christian, also werden sie mich immer als Christian sehen,.........es ist auch der Neubeginn, und nicht Sachen um sich hat die einem an früher erinnern.

Ich weiss zwar nicht ob ich es ohne unseren geliebten Nationalpark Kalkalpen aushalte, aber ich werd schon sehen.

Es relativiert sich alles mit der Zeit. Anfängliche Euphorie verschwindet schnell. Das Leben als Frau zu führen ist härter als manche denken.

Und einige Bekannte von mir fragen mich warum ich mir das Leben selbst so schwer mache. Die haben nicht's kapiert. das zeitweise be.....scheidene Leben das ich im Moment führe hab ich mir nicht ausgesucht.

Umso schöner war es heute kurz in Bad Hall. Ich hab dort bei einem Seiterl mit für mich Fremden gesprochen, aber eines hat uns geeint: die gute Stimmung, und die Liebe zur Natur. Es geht doch.....
War sehr angenehm.

Wie immer komm ich vom thema ab, sorry.
Schönes 2010 für dich Atalanta. Und geniesse die schönen Stunden.

god kväll,
christina
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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